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Traumjob

11 Okt

Ich glaube, ich habe einen neuen Traumberuf: ich werde professioneller Von-der-Arbeit-Abhalter!

Einer von diesen Typen, die scheinbar den ganzen Tag in der Unibibliothek rumhängen, erstmal tausende von Büchern an ihren Arbeitsplatz schleppen und dann anfangen all das zu machen, was laut ist und alle anderen im Lesesaal total abnervt. Schön mit Papier rumrascheln, am besten noch welches zerreißen um Lesezeichen zu haben, die nach einer halben Stunde eh wieder -unter erneutem lautem Geraschel- aus den Büchern rausgeholt werden. Besonders kreativ auch: Bücher mit rauem Einband übereinanderziehen – immer wieder. Da braucht man nicht mal mehr mit dem Kuli rumklickern – das ist ja in der Szene inzwischen auch völlig überholt! Dabei atmet man natürlich so laut und stoßweise als könnte man jeden Moment mit einem Asthmaanfall vom Stuhl kippen, damit die anderen Bibliotheksbenutzer sich die ganze Zeit Sorgen um einen machen und sich nicht mehr auf ihre Bücher konzentrieren können. Und ganz wichtig natürlich: alle 3 Minuten aufstehen, rausgehen, wieder rein kommen, noch mehr Bücher an den Arbeitsplatz holen um sich kurz hinzusetzen, zu rascheln und zu keuchen, und dann wieder aufzustehen und rumzuwuseln. Da freuen sich doch alle, die ernsthaft arbeiten wollen!

Jetzt muss ich nur noch rauskriegen, wer diese Tätigkeit finanziert. Es muss auf jeden Fall jemand Finanzstarkes dahinter stecken. Ein derartiges Verhalten kann doch wohl niemand einfach so an den Tag legen, da muss man schon ordentlich Kohle mit machen, damit man das auf sich nimmt! Oder etwa nicht?

Kennst du diese Tage?

2 Jun

Kennst du diese Tage, an denen einfach alles schief geht? Zuerst kommst du überhaupt nicht aus dem Bett, weshalb du dich tierisch beeilen musst, was wiederum zu etlichen Missgeschicken wie verkleckerter Milch, umgestoßenen Aschenbechern, zerbrochenen Gläsern etc. führt und erst recht aufhält. In der Eile nur mit einem T-Shirt bekleidet -schließlich scheint die Sonne- geht es auf zur Bahn … und natürlich fängt es erst einmal an zu regnen. Aber keine Zeit noch eine Jacke zu holen, auf zur Haltestelle. Da steht die Bahn, schnell, aber die Türen knallen direkt vor deiner Nase zu und der Zug setzt sich in Bewegung.  Klitschnass und durchgefroren also in die nächste Bahn, in der der Fahrer dir erstmall lautstark klar macht, dass er dich nie wieder mitnehmen wird, wenn du dich auf die NEUEN! Sitze seiner ach so tollen NEUEN! Bahn setzt. Also nach hinten, bloß weg von dem Arsch. In der Mitte steht ein süßes Mädel; du lächelst sie an und sie … setzt den verächtlichsten Blick auf, den man(n) sich vorstellen kann. OK … umdrehen, Kopfhörer auf, weiter nach hinten. Auf der Arbeit finden die Kollegen deinen neuen (in deinem Kopf hallt es: NEUEN!) Wet-Look überaus amüsant – und lassen dich das auch den ganzen Tag über immer wieder spüren. Arbeiten funktioniert an so einem Tag sowieso nicht wirklich – du bist immer noch vollkommen erledigt – also surfst du erstmal ein bißchen auf Facebook. Deine X* ist in einer Beziehung mit Y*², hach wie schön für sie … würg! Oh nein, der Chef steht hinter dir: „Na, schon wieder am „Recherchieren“ bei sozialen Netzwerken? Hast du heute überhaupt schon irgendwas geschafft? Bevor ich nicht die drei Stories auf meinem Schreibtisch habe, gehst du mir nicht nach Hause.“ Ok, das heißt wohl heute bist du erst um 10 zu Hause. Na dann mal reingehauen … um 22:13 kommst du endlich aus dem Büro und schaffst es gerade noch in den letzten Waggon der Bahn zu springen. „Danke, dass ich heute doch EIN mal Glück hab!“ denkst du noch, doch da täuschst du dich gewaltig. Im Waggon bedroht dich nämlich erstmal ein irrer und vor allem irre besoffener Obdachloser mit einem Messer! Er brabbelt irgendwas wie alesvalohren-scheißsganzweltisscheiß-genauwiduaschloch-ischhabnmesserundischtreffimmah-ischbinnguterstecher-vertraumir-vertrausdumirnichduasch? da hält die Bahn zum Glück an der nächsten Haltestelle und du kannst entkommen – dieser Spinner ist viel zu breit um dich zu verfolgen. Aber Pech im Glück: das heißt dann wohl doch Laufen. Das einzige, was dich nach einer Dreiviertelstunde auf deinem Fußmarsch nach Hause noch vorantreibt, sind die Gedanken an die Pizza in deinem Tiefkühlfach und an dein Bett. Als du um 23:12 endlich deine Wohnungstür aufschließt, stellst du fest, dass dein Mitbewohner nicht da ist; na umso besser: endlich Ruhe. Aber das Schwein hat deine Pizza gefressen! Doch da war doch noch ein anderes Ziel: das Bett. Hungrig gehst du also in selbiges um endlich schlafen und damit den Tag beenden zu können, doch kurz bevor du richtig einnickst, kommt dein sturzbetrunkener Mitbewohner nach Hause und veranstaltet nochmal einen Riesenlärm. Das ist der Zeitpunkt, an dem man manchmal am liebsten zur Schrotflinte greifen würde um dem Ganzen irgendwie zu entkommen.

Doch weißt du, warum man das nicht tut? Weil es auch diese Tage gibt, an denen du frisch und munter aufstehst, völlig entspannt frühstückst und zur Arbeit fährst. Weil du ja aus deinem Fehler gelernt hast und eine Jacke trägst, wirst diesmal nicht du, sondern der Büro-Nerd von den Kollegen wegen seiner Hydrophilie aufgezogen. Das Schreiben geht heute locker von der Hand, also kannst du bequem nebenbei surfen und lässt dich diesmal auch nicht mehr erwischen. Bei facebook amüsierst du dich erstmal köstlich über „X ist in einer Beziehung mit Y, und es ist kompliziert“ Dann wird dir die neue Kollegin vorgestellt: Schock! Das Mädel, das du versucht hast anzulächeln und das dir mit ihrem Blick Albträume  beschert hat! Sie erkennt dich auch und … lacht los … du spürst wie dein Kopf knallrot wird, aber sie entschuldigt sich sofort und fragt, ob du dich nicht mehr an sie erinnern würdest; sie war vor Wochen schonmal in der Redaktion … und ja, tatsächlich, du fandest sie damals schon süß. Angesprochen auf ihren verächtlichen Blick gestern in der Bahn antwortet sie lachend, dass sie nur witzig sein wollte – eigentlich genau deine Art Humor – aber dann dachte, dass sie dich beleidigt hätte und sich deshalb nicht traute, dich noch einmal anzusprechen. Sie wusste ja nicht, dass du sie nicht erkannt hast. Also verbringst du mit ihr eine wundervolle Mittagspause (die Sonne ist inzwischen wieder rausgekommen) und weil du heute viel geschafft hast und der Chef an diesem Tag ebenfalls gut aufgelegt ist, schickt er dich und die neue Kollegin (der Alte hat halt den Durchblick ;-) ) früher in den Feierabend …


* X=Name deiner Ex
*² Das bedarf ja wohl keiner Erklärung, also lies oben weiter ↑

Bahnfahrt

27 Mai

Regentropfen laufen im Fahrtwind von der kalten Scheibe,  die meine Stirn berührt, aus meinen Kopfhörern dröhnen harte Elektrobeats – in der verzweifelten Hoffnung irgendwie wach zu werden. Mal überlegen, was steht denn heute auf der Arbeit an? Hmm… eigentlich das Gleiche wie immer. Es wiederholt sich ja eh alles Tag für Tag – wie in einer endlosen Dauerschleife – die Platte hängt und hängt und hängt und hmm… Ach was soll das, darüber solltest du lieber gar nicht nachdenken, das frustriert nur, dir passiert schon nochmal was Tolles … also frisch auf in den neuen Tag, gleich holst du dir erstmal ’nen Kaffee und ’n Franzbrötchen und blätterst die Mopo durch, dann geht das schon. Hast ja auch noch die Fahrt zum Ausruhen bevor’s losgeht. Erst mal checken wer hier so in der Bahn ist … eine fette Mutti mit speckigen Haaren und ihren sieben Kindern … die typischen schmierigen Anzugträger, die die ganze Zeit mit ihren Blackberrys rumtippen … so eine komische Alte, die jeden Tag in der Bahn ist; weit über vierzig, schwarzer Trainingsanzug, pink-schwarze Haare und einen Federindianerschmuck, der ihr auf die Schulter baumelt … ein paar halbstarke Jugendliche, die sich gegenseitig versuchen in die Creme oder den Rasierschaum – oder was auch immer zur Hölle das da an der Tür ist (sieht so vielleicht pures EHEC aus?) – zu drücken … ein schmieriger, geleckter Typ, der den halben Eingang blockiert mit seinem komischen Rad – genauer gesagt dem femininsten Renn-Designer-Fahrrad (pastelltürkiser Rahmen, Lenker und Felgen weiß, Mäntel rosa), das ich je gesehen hab … und mir zugewandt – da geradezu – sitzt ein echt süßes Mädchen – mit Kopfhörern auf! Die Müdigkeit steht ihr ins Gesicht geschrieben. Als ich gähnen muss, fängt sie auch an zu gähnen – wir gucken uns kurz an und müssen ein wenig lachen. Verdammt, das ist doch eigentlich die Chance sie anzusprechen! Aber was soll ich sagen? Hey, du siehst so fertig aus, wie ich mich fühle? Wohl keine so gute Idee. Auch mit der Bahn unterwegs? Haha, Schenkelklopfer … hmm … Vielleicht: Was hörst du denn so um wach zu werden, bei mir hilft nur das hier? Ja, das ist gut … aber wenn sie dann loskeift: „Das, was ich jetzt hören muss um wach zu werden, also lass mich in Ruhe Typ!“? Ich bin in diesem Zustand schließlich auch – trotz meines sonst friedlichen Naturels – eher kratzbürstig. Hmm… aber genau das könnte ich ihr dann doch antworten: Ja, ich bin auch ein Morgenmuffel, aber ich stelle keine Bedrohung für meine Mitfahrer da! Wenn sie cool ist, lacht sie, wenn nicht, ist sie’s eh nicht wert.  Ja, das ist gut, so habe ich für den Notfall einen Joker! Also komm jetzt, mach’s! Was hast du denn zu verlieren? Im schlimmsten Fall lacht dieser Haufen jämmerlicher Gestalten in der Bahn dich aus, also das kann einem ’nu wirklich scheißegal sein. Ja, ja, ich mach’s! … Gleich! … Ich warte nur noch den richtigen Moment ab – sie guckt gerade aus dem Fenster, weil wir aus dem Tunnel gefahren sind. Die Bahn hält an, das tussige Rad lässt sich von seinem Besitzer raustragen, die Manager und die Kiddies steigen auch aus – ich geh gleich rüber, jjjjääääääääääääääääääääääääätttzzzt… sie steht auf, lächelt mich an und steigt aus! … Verdammt, nicht schon wieder! Das schaffe ich doch wirklich jedesmal – ich zerbreche mir so lange den Kopf darüber, wie ich sie ansprechen soll, bis ich sie nicht mehr ansprechen kann – weil sie weg ist. Dabei wolltest du doch Frauen kennenlernen – sonst kann man ja auch niemals die Eine finden, die hoffentlich irgendwo da draußen ist. Naja, nächstes Mal mach ich’s einfach, bei der nächsten Gelegenheit spreche ich eine an, ohne ewig drüber nachzudenken, ja… Naja, zumindest bin ich jetzt halbwegs wach, also erstmal zur Arbeit. Vielleicht ist sie ja auf der Rückfahrt auch in der Bahn … Hmm… eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht ein anderes süßes Girl, das mich anlächelt… und dann, ja dann…

Zettel

14 Mai

„Schweinemast Mi 14:00 !!!“ steht in energischer Schrift auf dem verkrumpelten Zettel, der in aller Seelenruhe die F9-F12-Tasten meiner Tastatur verdeckt. Dennoch fällt er eigentlich kaum auf zwischen all dem Zeugs auf meinem Tisch und den vielen…Zetteln! An sich ist die Idee ja gut: ich schreibe mir etwas auf, dass ich noch erledigen muss, weil ich ganz genau weiß, dass ich es sonst vergesse. Zugegeben, die meisten Menschen nutzen für so was einen Terminkalender, aber ich konnte mich irgendwie noch nie so recht mit dem Gedanken anfreunden, mein Leben nach einem Buch zu richten. Also schreibe ich mir Zettel. Damit kann man seine eigene Vergesslichkeit schon ganz gut austricksen. Das Problem bei dem Ganzen ist jedoch, dass diese Zettel auch ganz gerne mal hinter die Tastur wandern, z.B. weil sie grad im Weg sind. Oder weil ich an etwas gar nicht erinnert werden möchte. Meistens aber in dem irrtümlichen Glauben, ich würde schon daran denken. Aber natürlich denke ich nicht mal an den Zettel – dann würde ich ja auch die Notiz nicht vergessen. Und so lauert dort nun ein Haufen unerledigter Dinge, in Form von diesen ach so praktischen Zetteln, ein riesiger Berg Zettel, der anschwillt und von Tag zu Tag, Stunde zu Stunde größer wird und immer weiter anwächst – bis die Tastatur durch die Zettelmasse hinten angehoben wird. Natürlich ist eine geneigte Tastatur ergonomisch sinnvoll. Aber meine physische Gesundheit ist es mir es nicht wert, ständig an all das erinnert zu werden, was ich nicht getan habe – darunter leidet schließlich meine psychische Gesundheit. Und das ist ja nur ein Effekt von diesen tollen Zettlen. Denn natürlich hat man noch weniger Lust diese unglaubliche Masse an verdrängten Aufgaben abzuarbeiten. Also werden meine zu erledigenden Dinge mit Hilfe meiner genialen Zettel-Selbst-Austricksungs-Taktik erst recht nicht erledigt. Doch ich habe trainiert und mir fest vorgenommen keine Zettel mehr in den unendlichen Weiten meines Schreibtischs verschwinden zu lassen, und sie immer schnell abzuarbeiten, damit sie sich gar nicht erst ansammel…Telefon! Mmja………………..ja……………..ok….ok……………mhm………mach ich………. alles klar…….bis nachher…Klick! ….. Also, nächsten Freitag muss die Fotostrecke mit den glücklichen Hühnern stehen………..mhmm………notiert……………Wo packe ich denn jetzt die Zettel hin…………….ach hier: Schweinemast, da werde ich schon dran denken, den leg ich nach hinten, dann ist auf F9-F12 noch Platz für die Hühner…