Kennst du diese Tage?

2 Jun

Kennst du diese Tage, an denen einfach alles schief geht? Zuerst kommst du überhaupt nicht aus dem Bett, weshalb du dich tierisch beeilen musst, was wiederum zu etlichen Missgeschicken wie verkleckerter Milch, umgestoßenen Aschenbechern, zerbrochenen Gläsern etc. führt und erst recht aufhält. In der Eile nur mit einem T-Shirt bekleidet -schließlich scheint die Sonne- geht es auf zur Bahn … und natürlich fängt es erst einmal an zu regnen. Aber keine Zeit noch eine Jacke zu holen, auf zur Haltestelle. Da steht die Bahn, schnell, aber die Türen knallen direkt vor deiner Nase zu und der Zug setzt sich in Bewegung.  Klitschnass und durchgefroren also in die nächste Bahn, in der der Fahrer dir erstmall lautstark klar macht, dass er dich nie wieder mitnehmen wird, wenn du dich auf die NEUEN! Sitze seiner ach so tollen NEUEN! Bahn setzt. Also nach hinten, bloß weg von dem Arsch. In der Mitte steht ein süßes Mädel; du lächelst sie an und sie … setzt den verächtlichsten Blick auf, den man(n) sich vorstellen kann. OK … umdrehen, Kopfhörer auf, weiter nach hinten. Auf der Arbeit finden die Kollegen deinen neuen (in deinem Kopf hallt es: NEUEN!) Wet-Look überaus amüsant – und lassen dich das auch den ganzen Tag über immer wieder spüren. Arbeiten funktioniert an so einem Tag sowieso nicht wirklich – du bist immer noch vollkommen erledigt – also surfst du erstmal ein bißchen auf Facebook. Deine X* ist in einer Beziehung mit Y*², hach wie schön für sie … würg! Oh nein, der Chef steht hinter dir: „Na, schon wieder am „Recherchieren“ bei sozialen Netzwerken? Hast du heute überhaupt schon irgendwas geschafft? Bevor ich nicht die drei Stories auf meinem Schreibtisch habe, gehst du mir nicht nach Hause.“ Ok, das heißt wohl heute bist du erst um 10 zu Hause. Na dann mal reingehauen … um 22:13 kommst du endlich aus dem Büro und schaffst es gerade noch in den letzten Waggon der Bahn zu springen. „Danke, dass ich heute doch EIN mal Glück hab!“ denkst du noch, doch da täuschst du dich gewaltig. Im Waggon bedroht dich nämlich erstmal ein irrer und vor allem irre besoffener Obdachloser mit einem Messer! Er brabbelt irgendwas wie alesvalohren-scheißsganzweltisscheiß-genauwiduaschloch-ischhabnmesserundischtreffimmah-ischbinnguterstecher-vertraumir-vertrausdumirnichduasch? da hält die Bahn zum Glück an der nächsten Haltestelle und du kannst entkommen – dieser Spinner ist viel zu breit um dich zu verfolgen. Aber Pech im Glück: das heißt dann wohl doch Laufen. Das einzige, was dich nach einer Dreiviertelstunde auf deinem Fußmarsch nach Hause noch vorantreibt, sind die Gedanken an die Pizza in deinem Tiefkühlfach und an dein Bett. Als du um 23:12 endlich deine Wohnungstür aufschließt, stellst du fest, dass dein Mitbewohner nicht da ist; na umso besser: endlich Ruhe. Aber das Schwein hat deine Pizza gefressen! Doch da war doch noch ein anderes Ziel: das Bett. Hungrig gehst du also in selbiges um endlich schlafen und damit den Tag beenden zu können, doch kurz bevor du richtig einnickst, kommt dein sturzbetrunkener Mitbewohner nach Hause und veranstaltet nochmal einen Riesenlärm. Das ist der Zeitpunkt, an dem man manchmal am liebsten zur Schrotflinte greifen würde um dem Ganzen irgendwie zu entkommen.

Doch weißt du, warum man das nicht tut? Weil es auch diese Tage gibt, an denen du frisch und munter aufstehst, völlig entspannt frühstückst und zur Arbeit fährst. Weil du ja aus deinem Fehler gelernt hast und eine Jacke trägst, wirst diesmal nicht du, sondern der Büro-Nerd von den Kollegen wegen seiner Hydrophilie aufgezogen. Das Schreiben geht heute locker von der Hand, also kannst du bequem nebenbei surfen und lässt dich diesmal auch nicht mehr erwischen. Bei facebook amüsierst du dich erstmal köstlich über „X ist in einer Beziehung mit Y, und es ist kompliziert“ Dann wird dir die neue Kollegin vorgestellt: Schock! Das Mädel, das du versucht hast anzulächeln und das dir mit ihrem Blick Albträume  beschert hat! Sie erkennt dich auch und … lacht los … du spürst wie dein Kopf knallrot wird, aber sie entschuldigt sich sofort und fragt, ob du dich nicht mehr an sie erinnern würdest; sie war vor Wochen schonmal in der Redaktion … und ja, tatsächlich, du fandest sie damals schon süß. Angesprochen auf ihren verächtlichen Blick gestern in der Bahn antwortet sie lachend, dass sie nur witzig sein wollte – eigentlich genau deine Art Humor – aber dann dachte, dass sie dich beleidigt hätte und sich deshalb nicht traute, dich noch einmal anzusprechen. Sie wusste ja nicht, dass du sie nicht erkannt hast. Also verbringst du mit ihr eine wundervolle Mittagspause (die Sonne ist inzwischen wieder rausgekommen) und weil du heute viel geschafft hast und der Chef an diesem Tag ebenfalls gut aufgelegt ist, schickt er dich und die neue Kollegin (der Alte hat halt den Durchblick ;-) ) früher in den Feierabend …


* X=Name deiner Ex
*² Das bedarf ja wohl keiner Erklärung, also lies oben weiter ↑

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